Jemnice (Jamnitz)

Jemnice (Jamnitz)

Die Geschichte

Die Stadt Jemnice gehört zu jenen Orten in Mähren, deren Entstehung früh durch schriftliche Quellen und andere Hinweise belegt ist. Neue Interpretationen der historischen Aufzeichnungen lassen erkennen, dass der bestehende Siedlungsplatz auf einer Landzunge über dem Fluß Scheletau seine Wurzeln an der unterhalb des Berges im Tal gelegenen Furt hatte, wo sich einst wichtige Handelswege kreuzten. Die Entstehung des Ortes wurde auch durch die Entdeckung einer Silbermine beeinflußt. So soll der Überlieferung nach der Name Jemnice vom Wort "JAMA"= Grube, schwarzes Loch (Stolleneingang) abstammen. Um die Wende des 11. zum 12. Jh. entstand an dieser Stelle (im heutigen Stadtteil PODOLI) ein Fürstengehöft als Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum der Region. Als Markt- und Handelszentrum, verbunden mit dem Silberabbau, erlangte die Siedlung bald große Bedeutung. An die herausragende Stellung erinnert heute noch ein mächtiger zylindrischer steinerner Turm, einziger Überrest einer Rotunde aus der Zeit um 1120. Im ersten Viertel des 13. Jh. gehörte das Gehöft mit der Siedlung der Königin KONSTANZE, der Gemahlin König Premysl Ottokar I. Premysl Ottokar I. war es durch geschicktes politisches Verhalten gelungen, eine bedeutende Rangerhöhung zu erreichen. Durch sein Eintreten für die staufische Partei im Reich erlangte er von König Philipp 1198 die Königskrönung und die Bestätigung der erblichen Königswürde für seine Nachkommen. Ein weiteres wichtiges Dokument, war die Sizilianische Bulle”, die 1212 von Kaiser Friedrich II. erlassen worden war. In dieser wurde die Erbmonarchie der Premysliden dauerhaft verankert. Das gute Einvernehmen mit dem Kaiser wurde getrübt, als die geplante Heirat Ottokars jüngster Tochter Agnes mit König Heinrich VII., dem Sohn Kaiser Friedrichs II., scheiterte, denn Margarete, die Tochter des Babenbergers Leopold VI. verehelichte sich am 22. November 1225 mit König Heinrich VII. Premysl Ottokar I. fühlte sich nun tief verletzt und fiel im Frühjahr 1226 mit seinem Heer im österreichischen Gebiet nördlich der Donau ein. Ein Jahr später schlug der österreichische Herzog zurück. So entstand eine Gegnerschaft, die beide Parteien zur Befestigung der Orte und vor allem der Städte entlang der Grenzen veranlaßte. Es wird angenommen, dass im Jahre 1227 Königin Konstanze, die dynamische Gattin König Ottokars, den Befehl zur Errichtung der Stadtmauern um Jemnice gab. Die Stadtmauern sollten der wegen ihres Reichtums und Ansehens bekannten Siedlung und deren Bewohnern einen festen Schutz in diesen unsicheren Zeiten geben. Im folgenden Zeitabschnitt wurde Jemnice eine wichtige wirtschaftliche und militärische Stütze der letzten Herrscher der Premysliden. In dieser Epoche entwickelten sich neue Beziehungen mit der österreichischen Seite, besonders in der Zeit der Herrschaft Premysl Ottokar II.. Unter seiner Regentschaft wurden, zwar nur vorübergehend, die Grenzen zwischen Böhmen und Österreich aufgehoben und beide Teile unter einer Verwaltung vereinigt. Jemnice war im Mittelalter königliche Bergbaustadt. Es waren besonders die Einnahmen aus den Silberminen, die den Beginn der "Goldenen Zeiten" der Stadt Jemnice bedeuteten. In den Jahren der Herrschaft der Herren von Luxemburg wurden der Stadt umfangreiche Privilegien gegeben, die sie in die Reihe der wichtigsten Städte des Königreiches aufsteigen ließ. Die gut befestigte Stadt wurde zum Bollwerk königlicher Macht im Südwesten Mährens. Nachdem 1423 die Hussiten die Stadt vergeblich belagerten, gelang es 1468 den Truppen des ungarischen Königs Matthias Corvinus JEMNICE zu erobern. Von diesem Zeitpunkt an verlor die Stadt langsam ihre wirtschaftliche Bedeutung. Diese Entwicklung verstärkte sich besonders nach dem Jahre 1530, als JEMNICE von Kaiser Ferdinand I. als Allod dem Herrn Jindrich Mezericsky gegeben wurde und damit den Status einer königlichen Stadt verlor und von den Herren aus Lomnice verwaltet wurde. Als die Erzadern immer schwächer wurden, haben die Herren, die zuletzt im Besitz von JEMNICE waren, das Interesse an dem Ort verloren. JEMNICE wurde im Laufe der Jahrhunderte eine kleine Provinzstadt. Die strategische Bedeutung ging sicher auch dadurch verloren, dass nach dem Aufstieg der Habsburger auf den böhmischen Thron der Wert als Verteidigungsanlage zum Schutz der südlichen Grenzen nicht mehr gegeben war. Interessant ist, dass im Jahre 1834 in JEMNICE 154 Häuser mit 1.430 Einwohnern gezählt wurden. Letzte Besitzer des Schlosses und der Herrschaft waren bis zum Jahre 1945 Angehörige aus dem Geschlecht der Pallavicini. 1890 wurde erstmals ein Tscheche namens Josef Augusta zum Bürgermeister der Stadt gewählt. 1896 kam es zum Bau der Eisenbahnstrecke Moravske Budejovice – Jemnice und 1898 errichteten die Stadtväter eine neue Schule. Matej Panek begann 1898 in Jemnice mit der Produktion von landwirtschaftlichen Maschinen (Windfegen, Dreschmaschinen usw. ), die u.a. auch von den Bauern im Raum Weikertschlag – Grossau – Raabs – Drosendorf angekauft wurden. Im Jahre 1906 entstand in Jemnice die staatliche Forstschule. In Jemnice befand sich auch eine der ältesten jüdischen Gemeinden in Mähren. Die erste schriftliche Erwähnung geht auf das Jahr 1336 zurück. Das ehemalige Judenviertel war im südlichen Teil des Stadtkerns angelegt. Es verband die Plätze Namesti Svobody und Havlickovo namesti. Die Synagoge wurde zerstört. Die ältesten Grabsteine auf dem aufgelassenen jüdischen Friedhof stammen aus dem 17. Jh. Die Jemnicer Bürger haben sich besonders in den Jahren der Abhängigkeit immer gerne an die ruhmreiche Zeit der Vergangenheit, als Jemnice königliche Stadt war, erinnert. Wahrscheinlich entstand in diesen schweren Zeiten die Idee zur Abhaltung des großen historischen Festes BARCHAN. Dieses Fest wird in JEMNICE jedes Jahr gefeiert. Der Anlaß geht auf ein Ereignis aus dem Jahre 1312 zurück, als König Johann von Luxemburg gegen rebellierende Herren in den Krieg zog und seine Gattin ELISABETH im Schutz der königlichen Stadt JEMNICE zurückließ. Nachdem die Schlacht für den König erfolgreich beendet wurde, sandte dieser vier Boten mit der guten Nachricht an seine Gattin aus. Vier Läufer sollten sicherstellen, dass zumindest einer davon die Nachricht nach JEMNICE durch das unwegsame und unsichere Gebiet bringen wird. Das historische Bild, das bei dem Fest vorgeführt wird, erzählt, wie die Königin die vier Boten ihres Gatten nacheinander empfängt und sie mit verschiedenen Gaben zum Zeichen des Dankes beschenkt. Als der Erste zu ihr mit der guten Nachricht vom Sieg ihres Gatten kommt ist sie überglücklich und schenkt dem Boten einen großen Ballen Tuch (Boachat), ein für damalige Zeiten wahrlich königliches Geschenk. Dann kommt der zweite und später der dritte Bote. Die Nachricht war die selbe, das Geschenk wurde immer kleiner. Als Wochen vergangen waren, befand sich die Königin eines Tages im Schloßgarten und pflückte Blumen. Plötzlich rüttelte jemand am Tor. Sie sah einen aufgeregt winkenden jungen Mann, der ihr nochmals die Nachricht vom kriegerischen Erfolg ihres Gatten brachte. Lächelnd aber doch gerührt drehte sie geschickt aus den gepflückten Blumen einen Kranz und setzte diesen dem letzten Boten auf den Kopf. Das Fest BARCHAN wird zum ersten Male schriftlich im Jahre 1713 erwähnt, ist aber sicher älter. Das Programm des Festes wurde im Laufe der Jahre immer mehr bereichert und wird nun Mitte Juni gemeinsam mit dem Sankt-Veits Kirchweihgedenktag gefeiert. Aber nicht nur das BARCHAN-Fest zeigt, das Jemnice eine bedeutende Königsstadt war. Viele historische Kulturdenkmäler beweisen dem Besucher, dass er sich in einem Ort befindet, der seine Aufmerksamkeit verdient. Über den ältesten romanischen Bau, den zylinderförmigen Turm in PODOLI, wurde bereits berichtet. Neben dem Turm stand ein spätromanischer Palast, der zur heute noch bestehenden gotischen Kirche umgebaut wurde. Teile der Stadtmauer und der Befestigungsanlage, die in letzter Zeit renoviert wurden, stammen aus späterer Zeit. An die Entstehung der Stadt erinnert eine Frauenplastik, die "Steinjungfrau" genannt wird. Der Sage nach soll sie Königin KONSTANZE darstellen, die einstige Gründerin der Stadt. Es gibt allerdings auch andere Deutungen. Der älteste Bau im Stadtbereich ist die Sankt-Stanislaus Kirche auf dem Hauptplatz. Sie wurde im Laufe der Zeit mehrmals umgebaut. Man kann jedoch noch gut das Presbyterium und einen Teil des Turmes aus der Zeit der Wende vom 13. zum 14. Jh. erkennen. Ihr heutiges Aussehen mit dem weithin sichtbaren Turm erhielt die Kirche nach dem großen Brand im Jahre 1832. Dieser soll der Überlieferung nach von der damals nördlich gegenüberliegenden Bäckerei ausgegangen sein. Aus der Renaissancezeit stammen die im Inneren der Kirche unter der Empore aufgestellten wunderbar polychromierten Grabsteine der Herren Mezericsky von Lomnice. Gotischen Ursprungs sind auch viele Häuser um den Marktplatz, besonders im Erdgeschoß heute noch erkennbar. Außerhalb des Stadtkerns befindet sich die gotische Sankt Veits Kirche, ein Rest des Franziskaner Stiftes, die um 1455 erbaut wurde. Am Rande des Platzes, wo sich früher das Franziskanerkloster befand, steht die als "Naturwunder" bezeichnete "Sankt Veits Linde, unter der Johannes Capistran seine Reden gehalten hatte. Auch das Spital mit der Sankt Agnes Kapelle wurde in dieser Zeit errichtet. Die meisten Bauelemente des Schlosses, das an der Stelle der ursprünglichen Burg errichtet wurde, stammen aus der Barockzeit. Seine Endform erhielt der Bau unter den Grafen Daun, Stadion und den Markgrafen Pallavicini. Bei seiner Errichtung wurde auch der Park im Barockstil angelegt und mit Statuen ausgestattet. Heute ist davon nur mehr wenig zu sehen. Als das Schloss zur Militärkaserne umfunktioniert wurde, kam die Einrichtung teilweise in andere Schlösser, teilweise wurde sie verkauft und leider auch vernichtet. Am stärksten wurden die Baudenkmäler der Stadt bei einem großen Brand im Jahre 1832 beschädigt. Beim anschließenden Wiederaufbau entstanden viele Häuser im klassizistischen Stil und in Empireform. 1902 wurde das Pallavicini Mausoleum in spätklassizistischer Form außerhalb der Stadt errichtet, die Dekorationsarbeiten wurden vom Bildhauer Ignaz Weinrich durchgeführt. Von diesem stammen auch einige Plastiken im Schloss. Zur Stadtgemeinde Jemnice gehören 9 kleinere Orte in der Umgebung. Im Jahre 1990 hatte die Großgemeinde 5719 Einwohner; die Stadt selbst 3863 Einwohner. Heute zählt die Stadt, die 450 Meter über dem Meeresspiegel liegt, 4300 Einwohner. 11 Einzelfirmen, 34 Gesellschaften m.b.H. und 124 Handels- und Gewerbebetriebe haben sich hier niedergelassen. Die Gründung der Stadt wird im Jahre 1227 vermutet. Darauf basierte auch das im Jahr 2002 stattgefunden Fest anläßlich "775. Jubiläum der Stadtbefestigung und die Erhebung zur königlichen Stadt". Zu diesem Jubiläum hatte die Stadt Jemnice neue Ansichtskarten mit dem Stadtbild, ein Buch mit alten Fotos "Jamnitzer Fotoalbum", Gedenkmünzen und eine Ehrenplakette herausgegeben. Den Höhepunkt dieser Feierlichkeiten bildete eine Ausstellung, die am 17. Mai 2002 im Kulturhaus eröffnet wurde. Die Dokumentation wurde von den Mitgliedern des Museumsvereines Jemnice gemacht und bemühte sich die reiche Historie der Stadt zu umfassen. Am wichtigsten waren hier die in Kopien ausgestellten Privilegien der Böhmischen Könige: Vor allem die lateinisch geschriebene Befestigungsliste des König Premysl Ottokar I. aus dem Jahre 1227, dann die Privilegien, die der Stadt im Jahre 1327 von König Johann von Luxenburg verliehen wurden, weiters dann das Privilegium des Mährischen Markgraf Karl vom Jahr 1345 und des Römischen und Böhmischen König Karl IV. aus dem Jahr 1348. Diese Privilegien bestätigen dann in weiteren Jahrhunderten 1428 der Mährische Markgraf Albrecht von Habsburg, 1479 der Ungarische und Böhmische König Matias, 1548 der Römische, Ungarische und Böhmische König Ferdinand, 1566 Kaiser Maximilian II, 1653 Kaiser Ferdinand III und 1774 Kaiserin Maria Theresia. Sehr interessant war auch die Präsentation der Wappen aller Herren zu Jemnice - beginnend mit den Böhmischen Königen, den Herren aus Lichtenburk, aus Ludanitz, Boskowitz, Pernstein, Mezeritzski aus Lomnitz, Teuffenbach, Jankowski aus Vlaschim, Cabriani, Daun, Stadion, Trautmansdorf und Pallavicini. Umfangreiche alte Fotos, alte Stadtchroniken, Dokumente und ein Fotowettbewerb umrahmten die erfolgreiche Ausstellung. Zur Eröffnung wurden auch einige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens eingeladen. Es freute uns, dass auch eine Abordnung unserer Partnerstadt Raabs an der Thaya dabei war. Der Bürgermeister der Stadt Jemnice Mag. Havlicek überreichte dem Bürgermeister Othmar Knapp aus Raabs die Ehrenplakette der Stadt Jemnice. Dieser Akt sollte den Dank der Stadt Jemnice der Gemeinde Raabs und persönlich dem Bürgermeister, mit den Delegationsmitgliedern, die sich für die Partnerschaft unserer beiden Städte verdient haben, ausdrücken. Die Ehrenplakette bekam auch Frau Marie Cerná, die Stellvertreterin des Regionalvorsitzenden der Region Vysocina. Am Abend hatten sich dann viele Stadtbürger und Ehrengäste zum Galakonzert versammelt. Die gebürtigen Jemnicer František Križ jr. und der Violinvirtuose Jan Kupský - Mitglied des Basler Symphonieorchesters und der Damenchor der Grundschule Jemnice gaben ein festliches Konzert mit dem sie die Herzen zahlreicher Besucher mit Werken weltbekannter Komponisten verwöhnten. Der Ausklang dieser Festlichkeiten war das Barchanfest im Juni 2002.

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